Stirb langsamWarum es mit X nun zu Ende geht

Soziale Netzwerke sind wegen des Netzwerkeffekts nur schwer totzukriegen. Doch dem Twitter-Nachfolger X von Elon Musk droht nun genau das. Wie konnte das passieren? Welche Plattformen könnten die Nachfolge antreten? Eine Analyse über Aufstieg und Fall sozialer Netzwerke.

Gruselig aussehender Elon Musk hält einen kleinen blauen Vogel in der Hand.
Seit der Übernahme wurden so viele unterschiedliche Fehler gemacht, dass eine Reparatur Twitters kaum mehr möglich ist. (Symbolbild) – Public Domain generiert mit Midjourney durch netzpolitik.org

Friendster, MySpace, StudiVZ und Digg waren alle einmal wichtige soziale Netzwerke, heute verblasst die Erinnerung an sie. Soziale Netzwerke kommen und gehen. Doch ihre Art zu sterben hat unterschiedliche Ursachen. Ist Elon Musks Plattform X als nächstes dran?

Früher hieß die Plattform einmal Twitter. Sie hatte das besondere Merkmal, dass dort Nachrichten aus der ganzen Welt in Echtzeit zu finden waren: Egal ob in Hongkong Straßenhändler in der „Fishball Revolution“ protestierten, eine Landespolitikerin in den USA zurücktrat oder Kim Kardashian eine neue Sendung ankündigte: Auf Twitter kursierte diese Nachricht oftmals vor der Berichterstattung in klassischen Medien. Und nicht nur das: Nutzer:innen konnten sich ihren Nachrichtenmix selbst zusammenstellen, in Echtzeit sozialen Bewegungen und spannenden Akteur:innen folgen und immer live am Ball sein. Diese globale Öffentlichkeit machte die Faszination von Twitter aus.

Twitter-Eigentümer Elon Musk zerstört das, seit er den Laden übernommen hat. Die Folge: Der Exodus scheint mittlerweile unaufhaltsam. In mehreren Wellen hat das soziale Netzwerk seit dem Machtwechsel vor zwei Jahren etwa zehn Prozent seiner Nutzer:innen verloren. Unter Protest verabschiedet haben sich Sportvereine, Prominente, Universitäten, Journalist:innen, NGOs, Bibliotheken, Institutionen, Medien, Holocaust-Gedenkstätten, Unternehmen, Kirchen, Regierungsstellen und sogar Polizeien.

Noch hat Musks Netzwerk mehr als 300 Millionen registrierte Accounts. Das klingt nach viel – doch der Schein trügt. Die Säulen der Vorherrschaft sind bei X filigraner als bei anderen Netzwerken und ab einem gewissen Kipppunkt könnte es ganz schnell abwärtsgehen.

In dieser Analyse schauen wir uns an, was bei X gerade passiert, welche Effekte dort wirken, welche Gründe der Exodus hat – und welche Zukunft X und seinen potenziellen Nachfolgern bevorstehen könnte.

Warum kann es plötzlich ganz schnell gehen?

János Török und János Kertész von der Central European University in Budapest haben im Jahr 2017 wissenschaftlich beschrieben, wie soziale Netzwerke kaskadenartig zusammenbrechen. Die Studie beruht auf Daten des in Ungarn einstmals sehr beliebten sozialen Netzwerks iWiW, dessen Nutzer:innen ab etwa 2010 zu Facebook abwanderten.

In ihrer Studie stellten die Forscher fest, dass zuerst lose gebundene Nutzer:innen verschwinden, dann aber soziale Ansteckung und kollektive Prozesse bei der Abwanderung eine große Rolle spielen. Das heißt konkret, dass der Weggang eines Kontakts weitere Kontakte dazu bringen kann, das Netzwerk zu verlassen. Zudem konnten die Wissenschaftler Schwellenwerte erkennen, ab denen der Zusammenbruch eines sozialen Netzwerkes sehr schnell geht.

Warum sind etablierte Netzwerke so dominant?

Ab wann Abwanderung für ein Netzwerk gefährlich wird, lässt sich durch die verschiedenen Netzwerkeffekte und Strukturen beschreiben. Benjamin Sandofsky, selbst ehemaliger Angestellter bei Twitter, hat das in einem lesenswerten und kenntnisreichen Artikel beschrieben. Sein Text, den ich über den Newsletter „Krasse Links“ gefunden habe, ist eine der Grundlagen für diesen Artikel.

Grundsätzlich lässt der sogenannte Netzwerkeffekt den Wert eines sozialen Netzwerkes oder einer Dienstleistung für die Nutzer:innen steigen, je mehr Nutzer:innen dort angemeldet sind. Warum einen alternativen Dienst wählen, wenn man dort fast niemanden erreichen kann? Ein neues Netzwerk kann nur dann für viele attraktiv werden, wenn ein Schwellenwert überschritten wird, um einen eigenen Netzwerkeffekt auszulösen.

Netzwerkeffekte lassen sich bei unterschiedlichen Geschäftsmodellen im Internet beobachten. Die Übernachtungsseite Booking.com zum Beispiel wird nicht so viel benutzt, weil das Buchen von Hotels dort besonders revolutionär ist, sondern weil der Dienst mit 29 Millionen Unterkünften einfach sehr, sehr viele Angebote bündelt. Dieser eine Anlaufpunkt erspart aufwendige Recherchen.

Auch für Anbieter von Hotels und Ferienwohnungen wirkt hier ein Netzwerkeffekt: Auf der Plattform erreichen sie eine große Anzahl potenzieller Kund:innen; müssen sich nicht selbst um die Sichtbarkeit in Suchmaschinen kümmern. Diese indirekten Netzwerkeffekte halten sie bei Booking.com – trotz mittlerweile hoher durchschnittlicher Provisionen von 15 Prozent.

Auch der Messenger WhatsApp ist nicht etwa so erfolgreich, weil es keine ähnlichen Apps gäbe, sondern weil er einfach die meisten Nutzer:innen hat – und Nutzer:innen am liebsten mit einer einzigen App möglichst alle ihre Kontakte erreichen wollen. In der Realität haben aber viele Menschen schon heute mehrere Messenger-Apps auf ihren Smartphones, um mit all ihren Kontakten kommunizieren zu können. Dies können Signal oder Threema sein, um mit einer aktivistischen oder datenschutzinteressierten Bubble in Kontakt zu sein. Oder auch regionale Platzhirsche wie Viber, um mit Menschen in Osteuropa oder den Philippinen zu kommunizieren. WhatsApp hat also durchaus Konkurrenz. Der Messenger geht aber nicht weg, weil seine Netzwerkeffekte so dominant sind.

Was für Typen von Netzwerken gibt es?

Die Macht von Netzwerken wird nicht durch die schiere Anzahl an Personen (Nodes) und deren Aktivität bestimmt, sondern durch die Anzahl ihrer Verbindungen (Connections). Nach Metcalfe’s Law erhöht sich mit der Anzahl der Verbindungen also der Wert eines Netzwerkes. Auf diese Weise können mehr Nutzer:innen diesen Wert quadratisch ( n2 )ansteigen lassen.

Schaubild, das die Anzahl von Verbindungen zwischen Teilnehmern eines Netzwerkes zeigt
Bei zwei Nutzern gibt es eine Verbindung, bei fünf Nutzern zehn und bei 12 Nutzern schon 66 Verbindungen. - CC0 Woody993, Wikipedia / Montage: netzpolitik.org

Dieses simple Modell mag zwar für ein Telefonnetz zutreffen, lässt sich aber nicht direkt auf soziale Netzwerke übertragen. Denn auf vielen sozialen Netzwerken möchten nicht alle Menschen wirklich alle anderen erreichen. Es gibt deswegen auch das Reedsche Gesetz, das dem Rechnung tragen soll. Demnach verdoppelt sich der Nutzwert eines Netzwerkes im Vergleich zur Anzahl seiner Nutzer:innen.

Aber auch dieses Modell ist nicht ganz passgenau, denn der Wert eines sozialen Netzwerkes liegt ja nicht nur in der bloßen Anzahl möglicher Verbindungen, sondern in der Anzahl erwünschter Verbindungen. So bilden Netzwerke wie Facebook eher erweiterte Freundeskreise und Bekanntschaften ab. Deswegen ist Facebook laut Benjamin Sandofsky ein Sparse Network, bei dem längst nicht das Maximum aller möglichen Verbindungen zwischen den einzelnen Nutzer:innen im Mittelpunkt steht.

Schaubild eines Sparse Network
Die 66 Verbindungen sehen bei Facebook nicht so dicht aus. - sandofsky.com / Montage: netzpolitik.org

Noch mal anders verhält es sich bei X. Die Art der Verbindungen im Netzwerk führt zu der Antwort, warum X ab einem gewissen Punkt Gefahr läuft, sehr schnell seine Relevanz zu verlieren. Denn X ist hochgradig von asymmetrischen Verbindungen abhängig. Im Gegensatz zu Facebook spielen Verbindungen zu großen Accounts mit vielen Follower:innen eine entscheidende Rolle.

Damit folgt X einer anderen Logik als WhatsApp oder Facebook. Während Facebook mit Fokus auf das soziale Umfeld einen Social Graph abbildet, haben wir es beim Twitter-Nachfolger mit einem Interest Graph zu tun. Hier folgen Menschen ihren Interessen folgend Accounts, von denen sie Informationen erhalten, sei es über Politik, Promis, Medien oder Wissenschaft. Kontakte zu Bekannten und Freund:innen gibt es auch,  sie stehen aber nicht im Vordergrund.

Ein auf Interessen basiertes Netzwerk für Kurznachrichten kann zwar eine hohe Bedeutung für manche Zielgruppen aus Journalismus, Aktivismus oder Politik haben. Es hat aber nicht das Wachstumspotenzial von beispielsweise Facebook, Instagram oder TikTok. In seinen besten Zeiten hatte Twitter nur einen Bruchteil der Nutzer:innen im Vergleich zu diesen Netzwerken. Es war aber dennoch dominant in seiner spezifischen Funktion.

Warum ist X jetzt besonders gefährdet?

Die Verbindungen bei X sind also hochgradig asymmetrisch. Accounts mit nur wenigen eigenen Follower:innen können Accounts mit einer Gefolgschaft von mehreren Millionen folgen. Das sind typischerweise Institutionen, Politiker:innen, NGOs, Journalist:innen, Medien, Sportler:innen und Sportvereine, Unternehmen und Prominente aller Art. Das erhöht den Stellenwert dieser einzelnen Super-Knotenpunkte im Netzwerk – und ist die Achillesferse von X.

Entscheiden sich Lady Gaga mit ihren mehr als 80 Millionen Follower:innen oder CNN mit seinen 60 Millionen oder Real Madrid mit etwa 50 Millionen Follower:innen, X zu verlassen und in Zukunft auf einem anderen Netzwerk zu posten, so kann das dem Wert von X überproportional schaden.

Nun mag der Abgang einzelner großer Accounts noch keine erdrutschartigen Effekte entfalten. Kommt es aber zu einem größeren Exodus bekannter Accounts bei gleichzeitiger Etablierung eines neuen Netzwerkes, dann kann sehr schnell ein Kipppunkt erreicht sein. Dann bricht die gesellschaftliche und informationspolitische Relevanz von X in kurzer Zeit in sich zusammen. In diesem Fall fällt es auch nicht mehr ins Gewicht, wenn noch 280 Millionen Accounts auf dem Netzwerk verbleiben und das Konkurrenznetzwerk bloß 40 Millionen Accounts hat, solange darunter die relevanten Akteur:innen sind.

Menschen rennen vor einem großen X weg.
Der X-Odus ist in vollem Gange. (Symbolbild) - Public Domain generiert mit Midjourney von netzpolitik.org

Was hat den Reiz von Twitter ausgemacht?

Sandofsky beschreibt in seinem Artikel sehr anschaulich, wie Twitter einst von der Nerd-Plattform zur Nachrichtenquelle in Echtzeit wurde – mit dem Tweet eines im Wasser gelandeten Flugzeuges im Hudson River im Jahr 2009. Der Arabische Frühling und zahlreiche weitere politische Ereignisse zementierten Twitters zentrale Rolle als globale Nachrichten-Öffentlichkeit. Der Rest ist Geschichte.

Sandofsky hebt hier die Rolle der Super-Connectoren hervor, die damals mit ihrer Reichweite dazu beitrugen, dass sich die Nachricht vom notgelandeten Flugzeug in Sekundenschnelle über den Globus verteilte. Er schreibt weiter, aus dem Englischen übersetzt:

Netzwerkeffekte machen einen Dienst nicht unbesiegbar. Twitter ist zu 40 Prozent ein soziales Netzwerk, zu 40 Prozent ein Interest Graph und zu 20 Prozent ein kulturelles Phänomen. Ich würde Twitters Niedergang also irgendwo zwischen Digg und MySpace ansiedeln. Wir befinden uns vielleicht erst am Anfang eines mehrjährigen Prozesses, aber wenn Twitter seine Super-Connectoren verliert, wird sich die Entwicklung meiner Meinung nach schnell beschleunigen.

Bislang haben die Twitter-Alternativen Mastodon, Threads und Bluesky während Nachrichtenlagen ein eher schwaches Bild abgeliefert, wenn es um Echtzeit-Informationen ging. Doch das ändert sich gerade, nicht bei Mastodon und Threads, aber bei Bluesky. So hat X laut dem Guardian zuletzt 2,7 Millionen aktive Nutzer:innen in den USA verloren, gleichzeitig hat Bluesky 2,5 Millionen aktive gewonnen.

Dieser Exodus macht sich nun auch in der Informationsdichte auf Bluesky bemerkbar. So lassen sich zum Beispiel die pro-europäischen Demokratieproteste in Georgien heute auf dem Netzwerk einigermaßen gut verfolgen – ohne ständig bei Twitter zu schauen, ob man etwas verpasst hat. Solche Entwicklungen sind ein weiteres Anzeichen dafür, dass X angezählt ist.

Die Chance ist jetzt

Welche Fehlentscheidungen hat Musk getroffen?

Wenn Netzwerke sterben, dann hat dies nicht nur mit aufstrebenden neuen Konkurrenten zu tun, die bessere Funktionen liefern. Eine Rolle spielen auch Fehlentscheidungen beim Netzwerk selbst, wachsende Kommerzialisierung und Ausbeutung der Nutzer:innenschaft (Enshittification). Und es geht auch um die Langsamkeit und Selbstzufriedenheit von Platzhirschen, die die Zeichen der Zeit nicht erkennen.

Während MySpace in seiner selbstkonfigurierbaren Design-Knalligkeit einfach irgendwann over the Top, unsicher und schlecht zu bedienen war, hatte man bei Digg eine ganze Reihe falscher Produktentscheidungen getroffen, die dem Kern der Community und des Netzwerkes widersprachen.

Über den Niedergang von Twitter nach der Übernahme durch den Milliardär Elon Musk ist viel geschrieben worden. Zu den großen Fehlern gehören nicht nur die Schließung der Schnittstelle von Twitter und die Entlassung des Moderation- und Sicherheitsteams, sondern auch die vollkommene Entwertung verifizierter Accounts bei zugleich algorithmischer Verstärkung zahlender Hass-Accounts. Gleichzeitig zensierte die Plattform missliebige Inhalte wie Links zu konkurrierenden Plattformen, indem es diese nicht mehr erlaubte oder die Reichweite solcher Postings einschränkte.

X förderte, während der Eigentümer dabei laut „Meinungsfreiheit“ rief, in den letzten zwei Jahren Hass, Desinformation, Rassismus, Sexismus, Antisemitismus und Verschwörungsideologien und machte das einstmals florierende Netzwerk zu einem unwirtlichen und feindlichen Ort, in dem eine demokratische Debatte nicht mehr möglich ist. Auch Musk selbst beteiligt sich an solchen Inhalten und vermittelt Nutzer:innen gezielt das Gefühl, dass er alles persönlich bestimmen kann. Von der Reichweite von Inhalten bis zum Wegnehmen von Accounts.

Somit kommt X als rechtsradikales Propaganda-Werkzeug des reichsten Mannes der Welt daher. Der Eindruck drängt sich auf, dass bleibende Nutzer:innen sich damit irgendwie gemeinmachen. Das wiederum führt dazu, dass immer mehr Menschen und Institutionen damit hadern – und das Netzwerk verlassen. Sandofsky geht so weit, dass er X auf dem Weg zu einem neuen 8chan sieht.

Blauer Vogel, im Hintergrund Fäkalien.
Die Enshittification Twitters. (Symbolbild) - Public Domain generiert von netzpolitik.org mit Midjourney

Wer profitiert vom Exodus?

Wenn in so einer Situation ein möglicher Konkurrent bereitsteht und der Leidensdruck der Nutzer:innen groß genug ist, dann gehen erste Nutzer:innen zu diesem Konkurrenten und legen sich dort einen Account an. Dies geschah in mehreren Wellen. Die Early Adopter verschwanden schon direkt bei Musks Übernahme vor allem zu Mastodon, weitere Wellen folgten. Davon profitierten vor allem Meta-Tochter Threads und Bluesky. In einer dieser Wellen stiegen nach erstem Zögern auch erste Medien wie Correctiv oder netzpolitik.org bei X aus.

Seit der von Donald Trump gewonnenen und von Musk unterstützten Wahl gehen auch große Medienhäuser wie der Guardian und zahlreiche Prominente, zuletzt auch in Deutschland. Der Exodus hat an Fahrt gewonnen und dabei kommt vor allem Bluesky immer mehr aus der Nische: Mehr als 200 Bundestagsabgeordnete haben auf dem Netzwerk mit dem Schmetterlingslogo schon einen Account angelegt, die Wissenschaft kommt, die britischen Parlamente, internationale NGOs und immer mehr Journalist:innen. Mehr als 25 Millionen Accounts sind mittlerweile bei Bluesky registriert.

Die Nutzer:innen genießen auf Bluesky derzeit eine Stimmung wie auf Twitter vor zehn Jahren: Freiheit von fremdbestimmten Algorithmen und eine Atmosphäre, in der gemeinsame Kommunikation, Debatte und Information im Vordergrund stehen. Wenn sich Bluesky weiter so entwickelt, könnte sich dort eine neue globale Öffentlichkeit nach dem Vorbild von Twitter formieren.

Millionen Menschen stürmen Bluesky

Hätte Twitter/X den Exodus vermeiden können?

Gibt es noch eine Chance für X, den Exodus aufzuhalten? Das ist angesichts der notorischen Unbelehrbarkeit von Musk unwahrscheinlich. Die zunehmenden Hasskommentare und die aggressive Stimmung auf X schrecken viele Menschen ab. Hinzu kommt, dass viele auch die dominante Rolle des Eigentümers und seiner willkürlichen Entscheidungen leid sind; sie haben einfach keine Lust mehr auf Musk und seine Plattform.

Dabei zeigen andere Beispiele, dass dominante Netzwerke durchaus effektiv auf Konkurrenten reagieren können. Kommen neue Netzwerke mit beliebten Funktionen auf den Markt, dann reagieren Platzhirsche teils aggressiv: Entweder kaufen sie ein Netzwerk einfach auf oder integrieren zum Verwechseln ähnliche Funktionen bei sich selbst.

Wenn die Meta-Tochter Threads also von heute auf morgen eine chronologische Timeline und selbstbestimmte Feeds bekommt, dann liegt das nicht daran, dass Meta plötzlich gegen bevormundende algorithmische Sortierung ist. Der Grund ist der Erfolg dieser Funktion bei Bluesky.

Diese Strategie lässt sich immer wieder beobachten. So hatte Meta-Tochter Instagram als Reaktion auf Vine die Unterstützung von Videos eingeführt, als Reaktion auf Snapchat die sogenannten Stories – und als Reaktion auf TikTok die Reels. Und was kam dabei raus? Vine gibt es nicht mehr; Snapchat konnte Instagram nicht vom Thron stürzen, TikTok allerdings prosperiert weiter. Auch Twitter hat in der Vergangenheit andere Apps und Netzwerke abgewehrt, so zum Beispiel den Corona-Shooting-Star Clubhouse, den Twitter mit den Twitter Spaces erledigte.

Menschen schauen auf ihre Smartphones, sitzen auf einer Blumenwiese über der Schmetterlinge fliegen
Wird jetzt alles Friede, Freude, Eierkuchen? Eher nicht. - Public Domain generiert von netzpolitik.org mit Midjourney

Wie geht es jetzt weiter?

Dieses Mal gibt es bei X allerdings wenig Potenzial für eine Verteidigung der eigenen Netzwerkmacht. Zu viel ist kaputt gegangen in den vergangenen zwei Jahren. Das muss allerdings nicht das Ende von X bedeuten, eher das Ende von dem, was X und vor allem Twitter einmal waren. Der Zerfall kann sich über Jahre ziehen – selbst StudiVZ wurde erst im Jahr 2022 endgültig dichtgemacht.

Künftig könnte X ein Ort wie Truth Social werden, ein Propaganda-Spielplatz des reichsten Mannes der Welt, den demokratische Kräfte lieber meiden. Ob jemals wieder so eine Plattform für Debatten einer globalen Öffentlichkeit entsteht? Es sieht derzeit eher nach größeren fragmentierten Öffentlichkeiten aus: Mastodon das Lagerfeuer für die eher nerdige Klientel, Threads als eher unpolitische Kurznachrichten-Plattform und Bluesky als Informationsnetzwerk.

Spannend wird dabei auch die Frage sein, wie sich diejenigen verhalten, die jetzt auf X für Hass, Desinformation und rechte Hetze sorgen. Denn klar ist, dass die rechten Kräfte die demokratischen, progressiven Accounts brauchen. Einerseits um von deren Empörung durch Reichweite zu profitieren und andererseits, um ihre rechtsradikalen Positionen in den Mainstream-Diskurs einzuspeisen. Es dürfte nicht lange dauern, bis sie auch bei Bluesky & Co anklopfen. Dann kommt es darauf an, wie abwehrbereit diese sozialen Netzwerke und die Nutzer:innen darauf reagieren.

57 Ergänzungen

    1. Der Artikel befindet sich hinter einer Bezahlschranke, dem Pay-Or-Okay, der verlangt dass ich 4,95€ für Datenschutz zahlen soll oder mir ansonsten unrechtmäßig persönliche Daten gestohlen werden.

      Kannst du eine freie Quelle verlinken? Die ohne Datensammelei auskommt?

      1. > Kannst du eine freie Quelle verlinken? Die ohne Datensammelei auskommt?

        https://web.archive.org/web/20241213181644/https://www.heise.de/news/Jugendschutz-Ministerpraesidenten-beschliessen-Zwangsfilter-fuer-Betriebssysteme-10199425.html

        Möglichkeiten zur Umgehung von Paywalls:

        – archive.today

        – removepaywall.com

        – och.to/unlock (das „unlock“ nach dem Schrägstrich ist ganz wichtig)

        und wie oben erwähnt (um Heinz Erhardt zu zitieren: „Etwas Klassi, etwas Klaschi… etwas Altes.“):

        https://web.archive.org

  1. Zu meinem Selbstverständnis gehört es, niemals „follower“ zu sein, denn follower folgen leader (Führer). Leader-follower sind unheilvolle Beziehungen, deren manipulative Wirkung auf einer steilen Ungleichheit von Einfluss und Macht beruht.

    Menschen mit rechtem Denkschaden sind besonders anfällig, was Führer anbelangt.

    1. Der Mensch braucht immer eine Hierarchie, und da ist eine Leader-Follower-Beziehung durchaus zu erwarten.
      Falls Sie sich dahingehend informieren möchten, könnte ich mich als Führer anbieten.

      1. > Falls Sie sich dahingehend informieren möchten, könnte ich mich als Führer anbieten.

        Gerne. Dafür haben Sie es versäumt, Name, Adresse, Bildungsabschluss, Lebenslauf und Referenzen anzugeben.

    2. Selbst Merriam-Webster führt mittlerweile auch die Bedeutung „one who subscribes to a feed especially on social media“.

      Ganz alt war das übrigens auch ein „Verfolger“ zB bei der Jagd.

  2. Hier fehlt ein Verb:
    „Wenn die Meta-Tochter Threads also von heute auf morgen eine chronologische Timeline und selbstbestimmte Feeds, dann liegt das nicht daran, dass Meta plötzlich gegen bevormundende algorithmische Sortierung ist.“

      1. Gerne wir vergessen, dass soziale Medien ein Tool sind.
        1.) X war solches und hat gut sein Ziel erreicht.
        2.) Bedarf es eines neuen Tools, so wird dieses gekauft.
        3.) Elon weiß, was der Author weiß. Seine Adaption wird erfolgreich sein.
        4.) X-AI wird algorithmisch in der Lage sein, die Nutzerzahl zu erhöhen
        5.) TikTok könnte wegfallen und wäre eine Bonanza, deren User durch Einbezug von mehr Videos erreicht werden könnten.
        6.) X wird schon bald als Onboarding Plattform für eine globale Telefonie über Starlink eingesetzt werden. Antennen in der Tesla-Flotte sind in Vorbereitung.
        Gemäßigt konservative Kräfte müssen sich also wenig Sorgen machen, dass ihre Plattform gefährdet ist.

  3. Die Anzahl von Verbindungen steigt nicht annähernd exponentiell, sondern quadratisch. Bei n Teilnehmern gibt es n(n-1)/2 Verbindungen.
    Die Beispiele sind eh richtig, da kann auch der Text mathematisch korrekt sein.

  4. Ich glaube bei dem Artikel ist der Wunsch der Vater des Gedankens.
    Es wird vermutlich einfach verschiedene Laberplattformen geben, wo je nach Vorlieben und Filterblase, sich meinungshomogene Gruppen zusammenfinden und sich gegenseitig in ihrer Haltung bestätigen.
    Meiner Meinung nach, sollten die Leute mehr an die frische Luft und mehr von Angesicht zu Angesicht miteinander reden.
    Da lernt man Diskussionskultur und eine gewisse Robustheit beim Kontakt mit abweichenden Meinungen. Egal wie abwegig die sind.

    1. Natürlich wird es verschiedene geben. Es kommt dann nur auf die Relevanz an. Früher wurde geschrieben „Auf Twitter schrieb…“. Sollte jetzt häufiger BlueSky als Quelle genannt werden, wird X vergessen sein. Aber das ist (leider) den Medien überlassen, wie sie ihre Leser beeinflussen ^^

  5. Spannender, ausführlicher Artikel, vielen dank!

    Metcalfe’s Law und Reedsches Gesetz habe ich jetzt zum ersten mal gehört, den Wikipedia Artikeln nach scheint es mir aber eher umgekehrt? N² bei ersterem ist polynomial, genauer quadratisch und nicht exponentiell. Während 2^N – N – 1 bei letzterem exponentiell ist und somit schneller als ersteres wächst?

    1. Mit dem quadratisch statt exponentiell steht jetzt besser im Artikel, danke für die Korrektur!

      Aber dieses scheint mir immernoch falsch herum (oder lese ich es irgendwie falsch?):

      „Dieses simple Modell mag zwar für ein Telefonnetz zutreffen, lässt sich aber nicht direkt auf soziale Netzwerke übertragen. **Denn auf vielen sozialen Netzwerken möchten nicht alle Menschen wirklich alle anderen erreichen.** Es gibt deswegen auch das Reedsche Gesetz, das dem Rechnung tragen soll. Demnach verdoppelt sich der Nutzwert eines Netzwerkes im Vergleich zur Anzahl seiner Nutzer:innen.“

      Mit dem Reedschen Gesetz wird es mehr als mit Metcalfe’s Law, nicht anders herum.

      Während man mit Metcalfe’s Law z.B. die mögliche Anzahl an Telefonverbindungen zwischen genau zwei Leuten hat, hat mat mit dem Reedschen Gesetz die mögliche Anzahl an Telefonkonferenzen mit unterschiedlichen Teilnehmermengen (mit mehr als einem Teilnehmer), was halt viel mehr ist.

      Ansonsten ist das Argument aber schlüssig, dass das Reedsche Gesetz (potentiell) besser zutreffen könnte, weil es bei sozialen Netzwerken um Gruppen geht und nicht so sehr um eins-zu-eins Verbindungen wie im klassischen Telefonnetz und bei Metcalfe’s Law.

    2. Also evtl. eher so?
      „Dieses simple Modell mag zwar für ein Telefonnetz zutreffen, lässt sich aber nicht direkt auf soziale Netzwerke übertragen. Denn soziale Netzwerke erlauben nicht nur den Austausch zwischen genau zwei Personen, sondern viel mehr noch den Austausch zwischen verschiedenen Gruppenkonstellationen. Es gibt deswegen auch das Reedsche Gesetz, das dem Rechnung tragen soll. Demnach verdoppelt sich der Nutzwert eines Netzwerkes ab einer gewissen Größe sogar mit jedem/r weitere(n) Nutzer:in.“

  6. So wie es sich derzeit entwickelt stehen am Ende verschiedene „Save Spaces“:

    X – als echtes „True Social“ – wird zur Heimat der anti-woken „Snowflakes“, die, sobald sie einen Regenbogen oder ein gegendertes Wort sehen, Zuflucht beim „Awarenessteam“ unter Elon Muak suchen.

    Ähnliches, natürlich umgekehrt, vielleicht bei BlueSky, wo schon ein falsch gesprochenes Pronom eine Petition auslösen kann. Erst Recht, wenn böse Menschen – wie der hier in Kommentaren erwähnte Jesse Singal – ihren Müll ausschütten.

    Realität ist, das all dies in der Welt ist und nicht verschwinden wird, nur weil ein Dienst verschwindet oder hinzu kommt. „Save Spaces“ sind eine Illusion, sie sind eher eine Blase oder gar ein „Closet“. So oder so: Streiten will (wieder) gelernt sein.

    Und was X angeht: es enthüllt erneut, dass hinter „Meinung“ eben reiche Beistzer stehen und die diese machen. Und das gilt nicht nur für X.

    1. Das gilt für so ziemlich jede Plattform. Sie werden niemals eine wirklich freie soziale Netzplattform finden, wo Meinungen wirklich unbescholten geäußert werden können.
      Der denkbare Ablauf sieht wahrscheinlich so aus:
      – Ein Verfechter des freien Worts erschafft eine Plattform wie X
      – Die Plattform wird beliebt und immer mehr Leute melden sich an
      – Der Traffic wird dem Schöpfer zu viel und er muss mehr Ressourcen erwerben
      – Seine Liquidität kippt ins Negative und er muss Werbung schalten
      – Der erste Sponsor sagt ihm ab, weil auf seiner Plattform die Meinung XY gesagt werden kann
      – Er implementiert Filtermethoden, um diese Meinung abfangen zu können

      „Mit dem ersten Glied ist die Kette geschmiedet. Wenn die erste Rede zensiert, der erste Gedanke verboten, die erste Freiheit verweigert wird, dann sind wir alle unwiderruflich gefesselt.“
      ―Erik Satie

  7. Weil man jetzt nen blauen Haken kaufen kann, soll Twitter dem Tod geweiht sein?

    Ist es nicht eher so, dass die Leute In letzter Zeit zu Twitter zurückkommen, Robert Habeck z.B.?

    1. Ja, weil mit dem gekauften Haken algorithmische Vorteile verbunden sind. Und die Rückkehr Robert Habecks ist eher die Ausnahme und kein Trend.

    1. Ist auch eine Methode, in seiner Bubble zu bleiben. Auf der anderen Seite wundere ich mich darüber, wie man sich in seiner Position noch für die Meinungen Anderer interessieren kann.

  8. Die Betrachtungen zu den Netzwerkeffekten, den historischen Beispielen anderer Socials finde ich interessant und plausibel.
    Mir fehlen zwei Aspekte:
    1. Ich habe den Eindruck dass Jugendliche sich andere Social Medias suchen als die Vorgängergenerationen, einfach weil es auch da den Effekt gibt sich abgrenzen zu wollen. Das ist v.a. für kommerzielle Akteure (Sportvereine, Popkultur, Gaming usw.) wichtig, da diese dort hin müssen wo die Zielgruppe ist.
    2. Technische Entwicklungen sind hier gar nicht weiter betrachtet. Dabei ist z.B. Tiktok überhaupt nur möglich weil sich mobile Endgeräte mit guten Kameras und allgemein eine gute Netzanbindung etabliert hat – vor 20 Jahren wäre Tiktok einfach technisch nicht möglich gewesen. Die Frage ist also was wird in den kommenden Jahre technisch möglich und welche Auswirkungen hat das auf die Socials? Das ist natürlich Spekulation, aber ich denke KI-Unterstützung wird auch hier ein Faktor. Die Leute werden die Inhalte mit digitaler Assistenz erstellen und konsumieren wollen. Ich würde darauf tippen dass das Social Media welches da am meisten Nutzen daraus schlägt, die besten Karten hat.

  9. Sportvereine als solches sind keine kommerziellen Akteure.

    Profi-Organisationen sind eben das, gewinnorientierte Unternehmen der Unterhaltungsindustrie, da sollte man endlich mal klar trennen in der Darstellung. Im Betrieb und vor dem Finanzamt ist das ohnehin der Fall.

  10. Ich würde ergänzen, dass die meisten Netzwerke über die Zeit sterben. Und dazu die These: Je spezifischer eine social Media Plattform oder Netzwerk in ihrer Form ausgestaltet sind, desto wahrscheinlicher ist ihr Niedergang. Facebook etwa ist vor allem bei meiner Generation stark vertreten. Es ist Textbasiert und spricht Menschen an, die mit E-mail, SMS und Bildern groß geworden sind. Für die Generation meiner Kinder ist das völlig uninteressant. Die sind eher auf TiKToK unterwegs. Offline etwa die Kegelclubs, Kirchen und Vereine, die einmal Rückgrat unserer Gesellschaft waren, verlieren für die jüngeren Generationen an Bedeutung.
    Bei Twitter lag der Erfolg m.E. auch in der Simplizität.

  11. Ich hab‘ die Tage den Satz gelesen „Es wird einfacher sein, die Leute aus Twitter raus zu bringen, als Twitter aus den Leuten“ und wir sollten nicht vergessen, das Twitter – so unterhaltsam und informativ es war – auf Jahre hinaus den öffentlichen und politischen Dialog KOMPLETT zerstört hat.

    Es wird nicht mit Fakten diskutiert, sondern mit Content der besser klickt. Likes sind eine Währung für Zustimmung und Blocklisten werden am besten zentral erstellt, aber auf der Basis „Schaut mal dort likt jemand die Falschen!“.

    Vom Autor der „krassesten Links“ gab es auch mal eine Einordnung dieser Netzwerkwertigkeit; die Verbindungen allein waren nicht der Wert, sondern zu wem sie liefen. Leute mit einer Wichtigkeit ausserhalb von Twitter haben diese eingebracht. Und einige Twitternutzerinnen haben das damit verwechselt, das sie wichtig wären, nur weil sie Beträge von den anderen gelikt bekamen.

    Und so haben sich Medienkarrieren aufgebaut allein darauf, das man ja „Folloys hatte“, die allgemeine Empörung kontrollieren konnte und relevant war.

    Ausser im richtigen Leben.

    1. > Ich hab‘ die Tage den Satz gelesen „Es wird einfacher sein, die Leute aus Twitter raus zu bringen, als Twitter aus den Leuten“ und wir sollten nicht vergessen, das Twitter – so unterhaltsam und informativ es war – auf Jahre hinaus den öffentlichen und politischen Dialog KOMPLETT zerstört hat.

      Das offizielle Narrativ in den Medien, auf dessen Verbreitung sich die Journalisten-Bubble anscheinend geeinigt hat, lautet „Twitter wurde erst toxisch nachdem es von Musk gekauft wurde.“

      In dieses Narrativ passt aber nicht, dass Hashtags wie #metoo, #killallmen oder #menaretrash nicht von Rechten gestartet worden sind.

      Und zur Präsenz von Twitter in den Medien habe ich vor Twitters Eigentümerwechsel im Fediverse einen schönen Kommentar zur damals gerade ablaufenden Userschwemme in Richtung Mastodon gelesen. Der lautete in etwa: „In 5 bis 10 Jahren wird es im Fernsehen noch immer das journalistische Berufsbild des Internetvorlesers im Stil von Brigitte Büscher („Hart, aber fair“) geben. Aber diese Leute werden Tröts anstelle von Tweets vorlesen. Same shit, different name.“

  12. Interessant bei Twitter finde ich ja, dass trotz der Omnipräsenz der Plattform in News, Fernsehen, „Hashtag“ start Raute kam glaube auch daher, nie wirklich die riesige Nutzerbasis aufbauen konnte, wenn bis 300mio auch nicht wenig sind.

    Ansonsten würde ich meinen, dass tiktok eher zu Interessen Netzwerken zählen sollte, da die Interaktion zwischen Freunden eher gering ist, weshalb ich den Punkt weniger verstehe. Kann mich aber auch irren.

    Auch möchte ich meinen, dass erste Pioniere keine Abwanderer sind, sondern häufig (aktive) Nutzer mehrerer Netzwerke. Bei StudiVz musste man prinzipbedingt auch zu Facebook, um mit den ausländischen Freunden (damals kam gefühlt Erasmus stärker auf) zu schreiben. Die deutschen waren aber bis 2010 noch vorrangig bei VZ.

  13. Glaube kaum das es so kommen wird. Die die jetzt von x weg sind, haben ein Problem mit der neuen Meinungsfreiheit dort. Auch wenn die mit den Schlagwörtern Hass, Hetze etc… bezeichnet wird. Nix neues. Berichtet mal lieber über die neue Einschränkung der Meinungen durch die EU. Das Trusted Flagger system.

    1. Genau, Black-eagle, besser hätte man es nicht sagen können.

      Noch was, Meinungen, egal ob Rechts oder Links, kann man nicht diskutieren sondern nur austauschen !

    2. Die gehen nicht aus Ideologie weg, sondern weil die Plattform bösartige Kackscheißhassposts nicht sanktioniert, deren Nutzer offenbar auch nicht. So ist eben Kommunikation bei vielen Themen… natürlich Scheiße!

  14. Man kann sich wünschen, dass Twitter verschwindet genauso wie man sich wünschen kann, dass Trump nicht Präsident wurde.
    Die Menschen leben heute grob in 2 verschiedenen Realitäten. Das passiert, wenn uns nichts verbindet außer eine jeweilige politisch aktuelle Narrative…

    Es fehlt uns eine gemeinsame Sache. Sowas wie Religion… oder zumindest eine gute Serie, die wirklich jeder guckt :-)

    1. > Es fehlt uns eine gemeinsame Sache. Sowas wie Religion …

      Nö. Was fehlt ist gute Bildung, Wissen und ein anständiger Umgang mit anderen.

  15. Ich denke große gesellschaftliche Strömungen jeglicher Couleur sind politisch zu gefährlich für all jene, die ohne demokratische Legitimation aufgrund schädlicher Anhäufung von Ressourcen über Macht verfügen und auf für sie überschaubare Gesellschaftliche Steuerungssysteme angewiesen sind, vor allem für diese Klientel macht es durchaus Sinn, ein vormals weithin akzeptiertes Forum wie Twitter mittels intellektuell schlichter politisierender Etikettierung los zu werden.

  16. Für mich liest sich der Artikel so, dass hier beim Autor eher der Wunsch Vater des Gedankens war. Es kommt viel Geraune und Konjunktiv vor. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus, auch wenn sich da mal 60 – aber eher uninteressante- Accounts mit großen Getöse verabschieden. Die Musik spielt weiter bei X und das wird sicherlich auch so bleiben. Eher bleiben Mastodon und BlueSky kleine Bubbles von Gleichgesinnten, als dass X den hier heraufbeschworenen Untergang erlebt. Denn wenn sich schon die woken bei BS gegenseitig an die Gurgel gehen, weil man nicht woke genug ist, schreckt dies doch mögliche Wechselbereite ab.

    Also wie schon Shakespeare meinte: Viel Lärm um Nichts.

  17. Es wird allgemein behauptet, dass X ein „Ort für Hass, Desinformation, Rassismus, Sexismus, Antisemitismus und Verschwörungsideologien“ ist, ohne spezifische Beispiele oder Daten zu liefern, die diese schwere Anschuldigung stützen. Während diese Themen tatsächlich eine Rolle spielen könnten, fehlt es an einer differenzierten Darstellung und Beweisführung für diese pauschalen Aussagen.

    1. Ich empfehle den Selbsttest: Also gehen Sie doch mal als stinknormaler, liebenswerter, achtsamer Mensch auf die Plattform und sagen sie dort mal eine stinknormale, liebenswürdige, demokratische Meinung und schauen Sie, wie sie binnen Sekunden von hasszerfressenden Accounts auf ekelhafteste Art angegangen werden.

      Darüber hinaus gibt es genug Studien, die das auch belegen. Suchmaschinen helfen Ihnen beim Finden dieser.

      1. Das ist eben die Realität. Die Welt wird durch die Unterdrückung solcher Nachrichten nicht besser.

        Denn die Menschen die so denken existieren ja weiterhin. Sprache war nie regulierbar. Dagegen hilft nur Gegensprache.

        Beleidigungen von fremden kennt jeder der mit Videospielen aufgewachsen ist und mich juckt es daher nicht. Das einzige gegen was man tun etwas sollte sind Drohungen.

        1. Es geht mir nicht um die Unterdrückung dieser Meinung, aber ich muss mich nicht auf so einer Plattform aufhalten, die diese Meinungen auch noch algorithmisch nach vorne pusht und letztlich dazu dient, den demokratischen Diskurs zu zerstören. Das kann man nicht einfach mit einem „Ist aber die Realität“ so wegwischen. Und Gegenrede ist doch für den Allerwertesten, wenn diese algorithmisch quasi unsichtbar gemacht wird.

          Wir haben es hier nicht mit einem Diskurs auf Augenhöhe zu tun, sondern übertragen gesagt mit einer Podiumsdiskussion, in der die Reden der Rechtsradikalen am Mischpult lauter gedreht werden, während die Gegenmeinung auf unhörbar runtergeregelt werden. Und am Mischpult sitzt quasi Herr Musk mit seinem Interessen als reichster Mann der Welt. Sie können das gerne Meinungsfreiheit nennen, ich verstehe darunter etwas fundamental anderes.

  18. Es ist ein Artikel, auf den ich schon lange lange gewartet habe. Es ist bisher nicht gelungen, die einzige Plattform, auf der nicht exzessiv jeder missliebige Inhalt als „Hass und Hetze“ deklariert und zensiert wird, plattzumachen. Ich bin nicht wegen Lady Gaga oder irgendeines Fußballvereins oder sonstwem bei X, und ich werde X auch nicht verlassen. Warum sagt Ihr überhaupt „Hass und Hetze“? Warum sagt Ihr nicht „strafbare Inhalte“? Dann weiß jeder, was gemeint ist. Warum zieht Ihr Euch auf das Unbestimmte, das Interpretierbare, das Nebulöse zurück? Aus einem einzigen Grund: um auch das, was strafrechtlich irrelevant ist und daher unter die Meinungsfreiheit fällt, zensieren zu können.
    Ich wurde wegen „Hass und Hetze“ zensiert, und zwar wegen des folgenden Satzes (Zitat): „Ich finde, Robert Habeck bringt weder das geistige Rüstzeug, noch die erforderliche fachliche Bildung mit, um das Amt des Wirtschaftsministers so auszuüben, wie es erforderlich wäre. Und die Entwicklung der deutschen Wirtschaft gibt mir Recht.“ (Zitatende) Hat man gelöscht, wegen „Hassrede“. Das war nicht das erste Mal, dass ich zensiert wurde. Ich benutze keine Schimpfwörter, ich werde nicht beleidigend, noch niemals hat jemand Strafanzeige gegen mich erstattet. Und trotzdem werden meine Beiträge immer wieder mal zensiert. Und so etwas findet Ihr gut? Und Ihr meint, Ihr seid die guten Demokraten?
    Weil auf allen anderen Plattformen außer X genau solche Dinge an der Tagesordnung sind und sich immer mehr Menschen das nicht gefallen lassen wollen, wird X auch nicht untergehen.

  19. Social Media – was soll das sein? Bestimmt kein angenehmer oder nützlicher Zeitvertreib oder eine Notwendigkeit mit Nachhaltigkeit, Zugewinn, geschweige denn Mehrwert.
    Bla-bla in der ziemlich geschützten Sprechblase; man muss das Hinterteil nicht mehr vom Sofa bringen, und ist dennoch mitten drin – so der irrige Glaube. Wie bei vielem: Der Ruhm war ephemer, und schon bald sprach niemand mehr davon.
    Für andere wieder eine unendliche Datenquelle oder ein Marketing-Medium für Eigenwerbung, Selbstdarstellung oder leere Versprechungen, für die keine Verantwortung oder Haftung übernommen werden muss.
    Wer etwas auf sich hält und direkte Kommunikation schätzt, meidet diese Plattformen. Niemand schenkt mir etwas oder überlässt mir etwas gratis, wenn er sich nicht Eigenvorteile davon verspricht, so wunderschön auch mancher Werbeslogan klingt. Lediglich der Zufall fügte es, dass ich mich in diese Diskussion verirrte. Und Influencer oder andere Selbstdarsteller sind irrelevant; denn alles überlebt sich irgendwann von selbst. Auf dem Grabstein könnte stehen: „Das Projekt hatte nur einen ephemeren Erfolg und geriet bald in Vergessenheit.“

  20. Kann sein, dass es schon jemand vor mir erwähnt hat: Der größte Fehler bei der Übernahme von Twitter war der Wechsel des Namens, von freundlichen Twitter zum nichtssagenden X.

  21. Die Seite ist im Vollbild auf dem PC furchtbar zu lesen, weil manche Bilder auf Vollbild skalieren, anstatt begrenzt zu werden, wie der restliche Text auch.

    1. Das ist absichtlich so, dass die Bilder den vollen Raum einnehmen. Diese Design-Variante nutzen wir öfter bei längeren Artikeln, Reportagen und Recherchen.

  22. Aus all dem spricht reichlich Wunschdenken, wenn behauptet wird, dass X jetzt angeblich zusammenbräche (mal wieder übrigens), weil ein paar Leutchen zu einem anderen Sozialen Netzwerk wechseln (mal wieder übrigens – vorher war es Mastodon, nun ein anderes)…?

    Nach dem was hier zu hören ist, würde jemand wie der Autor auch behaupten Youtube und Whatsapp brächen bald zusammen. D.h. WhatsApp ist ja schon zusammengebrochen, als Jan Böhmermann dazu aufforderte von dort wegzugehen, nicht?

    Es ist super schräg, wenn hier so getan wird, als seien auf X nur wüste und rechtsextreme Kommunikationen zu erleben. Dabei gibt es auch jede Menge, die weder das eine, noch das andere sind. Und von BSky wurden nun auch schon Beispiele präsentiert, wo welche anderen den Tod wünschten oder Gewalt befürworteten…

    Aber schon die Bildauswahl zeigt, wie platt das Herangehen ist: Vor X würden alle wie von einer Explosion fliehen und bei BSky wäre nur Idylle. So wie Mastodon?

    CNN hat übrigens unlängst gemeldet, dass X mittlerweile die ausgewogenste Plattform im Netz wäre. Was mit Daten und Grafiken erläutert wurde. Im Speziellen sei X ausgewogener geworden, nachdem ein Teil der Dems abgewandert sei. Zudem erklärte der Datenexperte von CNN, dass sich dadurch der Vermögenswert von Musk um ein Viertel vermehrt habe.

    BTW: fand gestern gerade einen Artikel von 2017, indem jemand davon sprach, dass Musk nur gescheitert und kurz vor seinem Ende sei… Kam aber anders. SpaceX hat nicht nur dem Westen endlich wieder einen eigenen Zugang zur ISS geschaffen, den es seit dem Ende des Schuttle nicht mehr gab, weshalb man nur mit der russischen Soyuz fliegen konnte, sondern startete schon im vergangenen Jahr über 80 aller Nutzlasten weltweit ins All… Usw. Also doch alles nicht wie geunkt.

  23. PS: Seit Jahresbeginn kann sich dank Neuralink ein vollständig gelähmter Mann wieder allein mit seiner Umgebung verständigen und es gibt durch die Methode sogar Hoffnung Querschnittsgelähmten helfen zu können… Mit dem automatischen Fahren geht es auch voran, wie auch mit der Produktion neuer Teslas (demnächst sogar einen E-Truck, was endlich das Problem der letzten Meile lösen könnte, da bislang noch keine Supermärkte ohne Verbrenner belieferbar sind), sowie mit dem neuen Roboter Optimus…
    Apropos Roboter: 3×3 Podcast Folge #21 mit Markus Reuter:
    Zitat (aus dem Transkript):
    „8:15
    wir sind ja schon in der Lage biologisch einen neuen Menschen zu erzeugen so und das heißt in dem Moment
    8:22
    wo wir dann tatsächlich es schaffen einen ein nicht biologischen Roboter zu erschaffen was weiß ich“
    Nicht nur Menschen, sondern auch Tiere und Pflanzen sind schon seit Ewigkeiten in der Lage „biologisch“ Nachkommen zu zeugen.
    Was aber bitte soll ein „nicht biologischer Roboter“ sein? Gibt es denn einen biologischen Roboter? Wo denn?
    Nach all dem lässt sich nur noch mit den Schultern zucken. Glaubt der Verfasser wirklich, dass sich die ganzen Nutzer weltweit nach ein paar beleidigten Leutchen richtet, die sauer sind, dass sie nicht mehr die Meinungshoheit haben? In den Hearings des US-Congress mit den ehemaligen Twitter-„Sicherheitsteam“ wurde bestätigt, was schon aus den Twitterfiles zu erkennen war: Wie wüst und massenhaft damals zensiert wurde. So wurde z.B. ein Arzt gesperrt, nur weil er eine CDC-Grafik gepostet hat! Eine offizielle Grafik der Bundesbehörde, die für das Gesundheitssystem zuständig ist. Kann sich jeder auf dem Kanal vom FORBES auf YT ansehen. Und auch, wie eine Abgeordnete ohne Grundlage kalt gestellt worden war. Was der Grund ist, dass viele froh sind, dass die alten Verhältnisse vorbei sind.
    Viel Spass mit den „Polizeien“ und denen, die meinen ihr Weggang von X habe irgend eine Bedeutung. Bis fehlten sie keinem.

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